26.01.2018

Bildung 4.0 – Bereit für die Schule der Zukunft!

Die Digitalisierung ist längst keine Zukunft mehr – sie ist allgegenwärtig. Während sich viele Lebensbereiche durch diesen Prozess in den letzten Jahren grundlegend geändert haben, hinken unsere Schulen dieser Entwicklung jedoch weit hinterher. Dabei ergeben sich zahlreiche Potenziale, um Bildung aus der Digitalisierung heraus grundlegend zu reformieren und fit für die Zukunft zu machen.

Wir fordern einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Schulpolitik. Ausgangspunkte dafür stellen aus unserer Sicht die Chancen der Digitalisierung – Wegfall von Wissensmonopolen, Personalisierung, Vernetzung – dar, die in ihren Auswirkungen jedoch weit über die technische Ausstattung von Schulen hinausgehen. Lernen wird sich radikal wandeln. Als umso wichtiger erachten wir es, diesen Wandel aktiv zu gestalten.

Dazu bedarf es mehr als die sprichwörtlichen Tablets und Smartboards in jedem Klassenzimmer. Vielmehr müssen kurzfristig Grundlagen geschaffen und mittelfristig zahlreiche Weichen gestellt werden, damit sich langfristig echte Perspektiven eröffnen.

Kurzfristig Grundlagen schaffen

Grundlage für die Digitalisierung der Schulen ist eine hinreichende Ausstattung. Diese sollte möglichst individuell – im Sinne der autonomen Schule – vor Ort geregelt werden können. Dazu bedarf es eines eigenen Schulbudgets, mit dem eigenverantwortliches Haushalten ermöglicht wird. Unter den möglichen Lösungen befürworten wir ausdrücklich das Konzept „bring your own device“, das es jedem Schüler ermöglicht, eigene Tablets und Laptops mit in die Schule zu bringen und anstelle von Geräten der Schule zu nutzen. Trotzdem ist es notwendig, dass schuleigene Geräte für Schüler zur Verfügung gestellt werden, sollten diese keine geeigneten eigenen Gerätebesitzen. Die IT-Ausstattung der Schulen soll laufend aktuell gehalten werden (Hard- und Software).

Darüber hinaus bedarf es einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur. Die Breitbandanschlüsse der Schulen müssen zum Teil dringend ausgebaut und W-LAN den Schülern frei zugänglich gemacht werden. Dies kann beispielsweise in Anlehnung an die Initiative „Education Roaming“ an Universitäten geschehen.

Zur Finanzierung ist kurzfristig eine klare Aufteilung zwischen Land und Kommune zu forcieren. Ziel sollte aber eine möglichst autonome Umsetzung des Projektes Bildung 4.0 an den Schulen sein. Dazu fordern wir die Einrichtung von schuleigenen Digitalisierungs-Budgets durch die Länder, um die mitunter nachteilige Abhängigkeit der Schulen von kommunalen Schulträgern zu lösen. Dieses Modell bietet den Vorteil der bedarfsgerechten Investition finanzieller Mittel in den 
kleinsten Einheiten sowie die Möglichkeit der eigenständigen Suche nach privaten Sponsoren und Kooperationspartnern durch die Schulen.

Hindernisse stellen mitunter mangelnde Kenntnisse bei Lehrkräften und das Fehlen pädagogischer Konzepte für die Bildung 4.0 dar. So muss die Rolle des Lehrers neu gedacht werden – vom „Vorgesetzten“ hin zum Lernmanager. Dieser muss eine größere Verantwortung bei der Vor- und Nachbereitung „digitaler“ Unterrichtsstunden tragen und gezielter auf das Fördern und Fordern der einzelnen Schüler eingehen. Dazu ist eine grundlegende Reform der Lehrerausbildung in diesem Bereich notwendig. Fortbildungen sind qualitativ zu verbessern und weiterhin auf freiwilliger Basis anzubieten. Nicht nur Sekundarschullehrer, sondern auch Grundschullehrer sollen bereits für die Bedürfnisse des digitalen Lernens qualifiziert werden.

Um eine schnelle und kompetente Problemlösung bei Technikfragen zu gewährleisten, ist die Einrichtung eines IT-Spezialisten und eines Datenschutzbeauftragten notwendig. Diese Aufgabe kann von einem Lehrer (bei entsprechender Entlastung hinsichtlich der Unterrichtsverpflichtungen), einem von der Schule angestellten IT-Spezialisten oder einem externen Dienstleister übernommen werden.

Mittelfristig Weichen stellen

Die Digitalisierung hält neben einer Menge Chancen auch Risiken bereit. Aus unserer Sicht dürfen diese jedoch nicht als Argument gegen tiefgreifende Veränderungen stehen. Vielmehr muss Risiken entgegengewirkt werden, damit sich potentielle negative Auswirkungen nicht realisieren.

So bietet die Erhebung und Speicherung zahlreicher Daten aus eLearnig-Apps und Plattformen auf der einen Seite die Chance, ein differenzierteres und individuelleres Leistungsbild einzelner Schüler zu erhalten. Dies bietet Vorteile vor allem dahingehend, dass punktuelle und tagesformabhängige Benotungen nach und nach überflüssig werden und Förderung individuell erfolgen kann. Es muss jedoch durch gesetzliche Rahmenbedingungen der Schutz der Daten vor unberechtigtem Zugriff Dritter sichergestellt werden. Außerdem bekennen wir uns zum Recht auf informationelle Selbstbestimmung, weshalb wir uns für Abstufungsmöglichkeiten und Opt-Out-Lösungen bei der Datenerhebung und –Weitergabe aussprechen.

Schule soll im Optimalfall vor allem für das Leben vorbereiten. Für eine zunehmend durch Digitalisierung und globale Vernetzung geprägte Welt muss auch überdacht werden, inwieweit noch die richtigen Inhalte und Kompetenzen vermittelt werden. Insbesondere sollten Schlüsselqualifikationen für den Arbeitsmarkt 4.0 wie Entscheidungsfreiheit, individuelle Verantwortungsbereitschaft, Kreativität, soziale Intelligenz und unternehmerisches Denken zunehmend in den Mittelpunkt rücken. Auch muss der Umgang mit digitalen Medien eine stärkere Rolle spielen.

Wichtig ist hierbei fächerübergreifendes Arbeiten, Hand in Hand mit konventionellen, also nicht-digitalen Medien. Die Nutzung von digitalen Medien zu definierten Zeiten in definierten Kontexten ist für Schüler aus der Generation der Digital Natives dagegen nicht zielführend. Darüber hinaus müssen externe Lernplattformen verstärkt einbezogen werden, um individuelles Lernen zu ermöglichen. Die Potenziale bundesweiter Evaluationen von Lehr- und Lernmitteln, etwa in Anlehnung an den „Digital Innovation Index“, sind zu prüfen. Hiervon erhoffen wir uns eine Entscheidungshilfe für Lehrkräfte.

Langfristig Perspektiven eröffnen

Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, um individualisiertes Lernen zu ermöglichen. Im Rahmen der Entwicklung eines individuellen Profils soll es Schulen ohne staatliche Bevormundung möglich sein, eigene Konzepte für das Lernen der Zukunft zu entwickeln. Dazu sollte auch die Möglichkeit gehören, eigenständige Präsenzkonzepte für die Schüler zu erarbeiten die die Präsenzpflicht ergänzen oder anteilsweise ersetzen. Wir lehnen jedoch Konzepte ab, die die Präsenzpflicht gänzlich ersetzen.

Voraussetzung ist dabei jedoch nach wie vor, dass jeder Schüler einer Schule angehören muss, welche wiederum qualifizierte Lehrkräfte sowie Abschlüsse und Zwischenprüfungen verantwortet. Homeschooling durch Eltern oder Lehrpersonal ohne entsprechende Qualifizierung allein lehnen wir ab. Darüber hinaus bedarf es konkreter – staatlich festgesetzter – Zielvorgaben im Hinblick auf die Gewährleistung von sozialer Interaktion und der Bereitstellung von Ansprechpartnern.

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