SCHRÖDER-INTERVIEW mit Watson: Über Demo-Teilnahme von Thomas Kemmerich: “Dumm und überflüssig”

Im Interview mit Watson spricht unsere Bundesvorsitzende Ria über die Demo-Teilnahme von Thomas Kemmerich und fordert seinen Rücktritt von allen Parteiämtern und Mandaten. Du findest es im Original hier.

Die Fragen stellte Lukas Weyell.

Frage: Was haben Sie gedacht, als Sie die Info bekommen haben, dass Thomas Kemmerich bei einer Demo mit Rechtspopulisten und Impfgegnern aufgetreten ist?

Ria Schröder: Das zeigt, dass Thomas Kemmerich in den vergangenen Wochen nichts gelernt hat. Dass er mit Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und Rechtspopulisten auf einer Demo mitläuft, finde ich frustrierend, weil es die gute Arbeit der FDP im Bundestag und den Landesparlamenten überschattet und torpediert. Das ist dumm und überflüssig. Wenn jemand so eine bescheuerte Aktion macht, wird überall darüber gesprochen. Ein gemeinsames Papier zur Bekämpfung häuslicher Gewalt, das vergangene Woche von mehreren FDP-Politikern beschlossen wurde, bekäme niemals so eine Aufmerksamkeit.

Frage: Aktuell macht Ihre Partei in der Tat eher durch Negativschlagzeilen von sich reden: Die FDP in Baden-Württemberg hat am Wochenende dem Grünen-Bürgermeister Boris Palmer – der wegen seiner Äußerungen zu Corona schwer in der Kritik steht – vorgeschlagen, der FDP beizutreten. Ist das eine gute Idee?

Ria Schröder: Ich schätze den Vorsitzenden der baden-württembergischen FDP, Michael Theurer, sehr. Ich weiß aber nicht, wie er auf diese Idee gekommen ist. Wir brauchen in der FDP keine Leute, die sich aus Prinzip gegen einen vermeintlichen Mainstream stellen und angebliche Tabus brechen, indem sie menschenverachtende Äußerungen tätigen.

Frage: Es fällt auf, dass es vor allem Männer sind, die gerade für Unruhe sorgen. Müssen die Frauen innerhalb der FDP gerade retten, was die Männer an Chaos verursachen?

Ria Schröder: Das kann ich so nicht bestätigen. Es gibt durchaus auch viele Männer, die sich klar positioniert und gesagt haben, dass das so nicht geht. Es ist vielleicht eher auffällig, dass die Frauen gerade weniger mit blöden Ideen in der Öffentlichkeit stehen. Möglicherweise hält man es als Frau besser aus, einmal nicht im Rampenlicht zu stehen. Klar, als Politiker muss man seine Arbeit mit der Öffentlichkeit teilen und für seine Positionen werben, aber das rechtfertigt nicht jede Überspitzung.

Frage: Wo ist da die Trennlinie zwischen sinnvoller Oppositionsarbeit und sinnlosem Zündeln?

Ria Schröder: Es gibt genug Kritikpunkte an den Maßnahmen der Regierung. Man kann diese willkürliche 800-Quadratmeter-Regelung kritisieren, oder, dass die mittleren Betriebe vergessen wurden, genauso wie die Auszubildenden. Es ist richtig, das zu kritisieren. Aber es ist eine Grenze überschritten, wenn man sich mit den Impfgegnern und Aluhutträgern gemein macht.

Frage: Wie wollen Sie dem Eindruck entgegenwirken, die FDP nähere sich der AfD an?

Ria Schröder: Es ist wichtig, dass wir unsere Themen klarmachen, ohne populistisch zu werden, und uns klar von den Rechtspopulisten abgrenzen. Wir dürfen weder deren Sprache noch deren Mittel nutzen. Die FDP hat mit der AfD nichts gemein.

Frage: Die FDP kratzt wieder an der Fünf-Prozent-Hürde. Wie kann die Partei wieder aus dem Umfragetief kommen?

Ria Schröder: Da gibt es eine Menge zu tun. Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und in der Wirtschaftspolitik und Bildungspolitik punkten. Es wird gerade wieder sehr deutlich, wie sehr das Bildungssystem vernachlässigt wurde, etwa in Sachen politischer Bildung, aber auch bei der Digitalisierung. Durch Corona und die Wochen im Homeoffice ist vielen klar geworden, was alles möglich ist. Wir müssen überlegen, wie wir die Digitalisierung ausbauen und gleichzeitig Bürgerrechte schützen. Themen sind für uns Liberale mehr als genug vorhanden, wir brauchen dafür keinen Populismus.