SCHRÖDER-Interview mit Watson: „Habe Chance auf Zusammenarbeit gesehen“

Im Interview mit Watson erklärt unsere Bundesvorsitzende Ria, warum sie Christian Lindner das Vertrauen ausgesprochen hat. Du findest es im Original hier.

Die Fragen stellte Lisa Neumann.

Frage: Frau Schröder, wie haben Sie in der Vorstandssitzung über Christian Lindner abgestimmt?

Ria Schröder: Ich habe ihm mein Vertrauen ausgesprochen.

Frage: Warum?

Ria Schröder: Christian Lindner hat die Sachlage dargestellt und klargemacht, dass er nicht wusste, dass Thomas Kemmerich vorhatte, sich ernsthaft zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen.

Frage: Was hätte passieren müssen, damit Sie sich gegen Lindner gestellt hätten?

Ria Schröder: Wenn er über das Geschehene vorab informiert gewesen wäre, hätte ich ihn nicht unterstützen können. Aber Christian Lindner hat meine Zweifel ausgeräumt und glaubhaft gemacht, dass er alles dafür tun wird, dass die Vorgänge in Thüringen eine einmalige Unverzeihlichkeit waren.

Frage: Sie glauben ihm also, dass es keine Gespräche im Vorfeld gegeben hat?

Ria Schröder: Ja, davon bin ich fest überzeugt.

Frage: Wie geht es nach dem Debakel nun weiter?

Ria Schröder: Wir müssen eine andere Form der Kommunikation finden. Wir haben vor einigen Jahren Grundsätze vereinbart, wie wir mit der AfD umgehen. Nun scheint es an der Zeit, diese zu erneuern, um solche Situationen für die Zukunft zu verhindern.

Frage: Hätten Sie sich ein stärkeres erstes Statement von Lindner gewünscht? Er selbst bezeichnete es als ‚diplomatisch‘ und ’nicht glasklar genug‘.

Ria Schröder: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich bin auch mit meiner ersten Aussage vom Mittwochnachmittag nicht mehr zufrieden. Deshalb will ich Christian Lindner das nicht vorwerfen. Weil ich denselben Fehler gemacht habe. Ich war auch zu diplomatisch. Ich habe, wie es meine Art ist, eine Chance gesehen – die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit.

Frage: Eine Chance, mit der AfD zusammenzuarbeiten?

Ria Schröder: Nein, eine Zusammenarbeit mit der AfD kam für mich in keinem Moment auch nur annähernd infrage. Ich hoffte auf eine Zusammenarbeit mit den anderen demokratischen Parteien, mit CDU, SPD und Grünen. Aber das habe ich falsch eingeschätzt. Wie man sieht, gibt es da keine Basis. Ich habe mich geirrt.

Frage: Haben Sie die Situation nicht kommen sehen?

Ria Schröder: Die Hoffnung, die Kemmerich vielleicht hatte, war, mit den anderen Parteien gegen die AfD zu kämpfen und als Kandidat der Mitte ein Angebot jenseits der Ränder zu machen. Das war eine falsche Hoffnung.

Frage: Aber hatten Sie die Reaktionen der anderen Parteien und der Medien nicht erwartet, wenn man sich mithilfe einer rechten Partei wählen lässt?

Ria Schröder: Ich finde das, was gerade passiert, ganz schön krass. Es ist unverhältnismäßig, die FDP mit der AfD gleichzusetzen. Wir haben immer gegen die AfD gekämpft. Die Konsequenz aus der Unvereinbarkeit unserer Positionen muss dann logischerweise sein, dass man nicht nur in keiner wie auch immer gearteten Form mit der AfD kooperiert, sondern auch eine Wahl nicht annimmt, die nur durch die Stimmen der AfD möglich geworden ist.

Frage: Sie stecken mitten im Wahlkampf in Hamburg. Welche Auswirkungen hat das nun?

Ria Schröder: Leider sehr starke. Der Imageschaden für die gesamte Partei ist immens. Obwohl wir und ich immer mit klarer Haltung gegen Rechts aufgetreten sind, wurde ich gestern beim Flyern auf der Straße als Nazi beschimpft. Das tut richtig weh. Denn das Gegenteil von völkischen und nationalistischen Ideen, nämlich Freiheit, eine starke Demokratie und Meinungsfreiheit, waren die Gründe, mich politisch zu engagieren.

Frage: Was glauben Sie, wird die FDP bei einer Neuwahl nochmal ins Thüringer Parlament einziehen?

Ria Schröder: Da kann ich keine Prognose abgeben. Im letzten Jahr war ich im Wahlkampf in Brandenburg, Sachsen und Thüringen unterwegs und habe mit den Parteifreunden vor Ort unter wirklich schwierigen Bedingungen für eine liberale Stimme in den Landtagen gekämpft. Es stellt sich jetzt die Frage, wie sich die FDP in Thüringen aufstellen wird. Sie muss starke Lehren aus der Sache ziehen. Aber ich wünsche mir, dass sie einzieht.