NWZ-Interview: „Proteste als Ergänzung zum Engagement in den Parteien“

Die Fragen stellte Nils Coordes.

Frage: Was tun die Jungen Liberalen für die Menschen im Nordwesten?

Ria Schröder: Wir haben uns beim letzten Bundeskongress mit dem Beschluss „Dorfkindlobby“ der Jugend im Ländlichen Raum gewidmet und fordern, dass die Mobilität in ländlichen Räumen gewahrt bleibt und der Netzausbau vorangetrieben wird. Auch Möglichkeiten der Ausbildung und Arbeitsplätze müssen vorhanden sein. Nur dann können die Menschen frei entscheiden, ob sie auf dem Land oder in der Stadt leben wollen.

Frage:Warum ist es cool, sich bei Ihnen zu engagieren?

Schröder: Weil wir viel Spaß unter Gleichgesinnten haben, die die Lust auf Freiheit teilen. Trotzdem sind wir eine durchmischte Gruppe mit Menschen im Alter von 14 bis 35 Jahren, vom Land und aus den Städten. Unsere Zeit ist sehr politisiert, viele gehen auf die Straße. Es ist großartig, dass Menschen auch andere Möglichkeiten nutzen, sich politisch zu engagieren.

Frage: Klingt so, als stünden Sie Protesten wie „Fridays for Future“ skeptisch gegenüber?

Schröder: Wir sehen die Straße als Ergänzung zum Engagement in den Parteien. Wir haben eine Sympathie für Demonstrationen und fordern auch die Einhaltung der Pariser Klimaziele. Die Vorschläge teilen wir jedoch nicht. 180 Euro pro Tonne CO2 sind beispielsweise nicht zielführend. Wir fordern stattdessen ein striktes Treibhauslimit, also einen Deckel für CO2.

Frage: Sehen Sie die Rolle der FDP zukünftig in der Opposition oder in der Regierung?

Schröder: Es ist hart, in der Opposition zu sein. Wir haben viele gute Ideen, die nicht umgesetzt werden können. Wir müssen deswegen schauen, mit welchen demokratischen Parteien wir gemeinsam unsere Ideen umsetzen können. Die AfD und Die Linke kommen für uns nicht infrage.

Frage: Haben Sie einen Wunschpartner?

Schröder: Die Parteienlandschaft ist volatiler als vor 20 Jahren. Wir dürfen uns nicht an eine Partei anlehnen, sondern müssen ein eigenständiges Angebot anbieten. Die Mischung aus wirtschaftlicher Freiheit und gesellschaftlicher Toleranz gibt es nur bei den Liberalen. Wichtig ist, dass bei Koalitionsgesprächen eine Vertrauensbasis vorhanden ist, damit keiner wie 2017 versucht, den anderen in die Pfanne zu hauen.

Frage: Gibt es auch bei Ihnen Konflikte mit der Parteispitze?

Schröder: Wenn wir das Gefühl haben, dass etwas schiefläuft, sprechen wir dies klar an und klären das meist intern. Wir verstehen uns als inhaltliche Taktgeber und treiben Themen voran. Das Thema Klimaschutz haben wir beispielsweise auf die Agenda gesetzt. Als Christian Lindner vor einem Jahr jedoch gesagt hat, dass die FDP bei der Flüchtlingspolitik der CSU näher steht als den Grünen, haben wir uns klar dagegen positioniert, weil die FDP eine weltoffene Partei ist.