Wir brauchen eine Impfpflicht fordert Ria in der „WELT“

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Impfverweigerung zu den zehn größten Gesundheitsrisiken weltweit. In einem Gastbeitrag für „WELT“ fordert unsere Bundesvorsitzende Ria daher die Impfpflicht. Den Gastbeitrag findest Du hier online.

Ein hochansteckendes Virus grassiert. Die Opfer sind meist Kinder, die sich im Sandkasten oder auf dem Klettergerüst gegenseitig infizieren. Manche sterben sogar an den Folgen. Endlich entwickelt eine Gruppe Wissenschaftler ein Gegenmittel.

Die Krankheit kann nun effektiv bekämpft werden, noch bevor sie ausbricht. Doch statt das Virus ein für alle Mal auszurotten, bilden sich weltweit Gruppen, die durch Desinformationen Angst vor dem Gegenmittel verbreiten, und so dafür sorgen, dass sich das Virus weiter ausbreitet.

Was wie ein schlechter Science-Fiction-Film klingt, ist leider Realität. Die Krankheit heißt Masern. Fast kein Kind müsste heute noch das Martyrium mit Fieber und roten Pusteln überstehen, um gegen Masern immunisiert zu werden. Denn seit den 1970er-Jahren gibt es einen wirksamen Impfstoff gegen das Virus.

Erkrankten 1980 noch über vier Millionen Menschen weltweit an Masern, waren es 2013 nur noch weniger als 200.000. In Nord- und Südamerika konnte die Krankheit durch die sogenannte MMR-Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln und gezielte Impfprogramme quasi ausgerottet werden.

Doch diese Erfolgsgeschichte scheint nicht alle zu überzeugen. Im Laufe der letzten Jahre registrierte die Weltgesundheitsorganisation WHO 30 Prozent mehr Masernerkrankungen als noch 2013. Der Grund dafür sind Impflücken und das gerade in westlichen Ländern wie Deutschland.

Manche wiegen sich in Sicherheit und vergessen aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Impfungen. Mit einer besseren Gesundheitskontrolle und -aufklärung wäre sicherlich so mancher Impfmuffel zu erreichen. Doch daneben gibt es eine steigende Zahl von Eltern, die Impfungen grundsätzlich ablehnen.

Mit einer besseren Gesundheitskontrolle und aufklärung wäre sicherlich so mancher Impfmuffel zu erreichen.

Sie führen vielfältige Gründe an, etwa wahlweise die Unwirksamkeit oder Gefährlichkeit der Impfstoffe. Zur Bekräftigung ziehen sie längst widerlegte Studien heran. Besonders prominent ist die Lüge des britischen Arztes Andrew Wakefield, die MMR-Impfung würde Autismus auslösen.

Er verlor infolge seiner falschen Behauptungen seine Approbation – aber Impfgegner zitieren seine Studie bis heute. Damit verunsichern sie auch andere Eltern, die keine überzeugten Impfgegner sind. Das Ergebnis: Impfverweigerer zählen laut der WHO heute zu den zehn größten Gesundheitsrisiken weltweit.

Impfpflicht nimmt Eltern nichts weg

Jeder darf in Deutschland leben, wie er oder sie möchte, jeder darf Fehler machen und auch mal dumme Entscheidungen treffen. Aber die Entscheidung, sein Kind nicht zu impfen, hat nichts mit Freiheit zu tun. Sie bringt das eigene Kind und andere in Gefahr, die aufgrund von Vorerkrankungen keinen Impfschutz aufbauen konnten oder die für die Immunisierung noch zu jung sind.

Eine Impfpflicht nimmt Eltern nichts weg. Kindern gibt sie hingegen etwas – nämlich Schutz und Gesundheit. Ein absoluter Gesundheitsschutz ist zwar Utopie, und gerade Kleinkinder husten, rotzen und fiebern schnell. Doch Masern sind ein überflüssiges Leid, und jeder Tod eines Kindes durch einhergehende Lungen- oder Hirnentzündungen ist unerträglich. Die Wissenschaft hat glücklicherweise Impfstoffe entwickelt.

Aus gutem Grund genießt das Erziehungsrecht der Eltern einen besonderen Schutz. Doch es gibt kein Recht darauf, sein Kind nicht impfen zu lassen. Leid und Krankheit sind kein Ausdruck des Erziehungsrechts. Wir brauchen daher eine Impfpflicht, die jene schützt, die ihre Stimme noch nicht selbst erheben können.

Es gibt kein Recht darauf, sein Kind nicht impfen zu lassen.